That, Around Which The Universe Revolves:
On Rhythmanalysis of Memory, Times, Bodies in Space

Das Forschungs-, Performance- und Ausstellungsprojekt  THAT, AROUND WHICH THE UNIVERSE REVOLVES bringt bildende Künstler*innen, Stadtplaner*innen, Fotograf*innen, Performer*innen und Theoretiker*innen zusammen, um die Wechselbeziehungen von Raum und Zeit, Erinnerung, Architektur und Stadtplanung durch Henri Lefebvres Idee der Rhythmusanalyse zu betrachten. Die Städte Lagos, Düsseldorf, Harare, Hamburg und Berlin werden als Netzwerk betrachtet, ihre spezifischen Epistemologien und Historien erkundet. So werden die Städte zu Laboren, in denen die zeitlichen und räumlichen Dimensionen des täglichen Lebens im urbanen Raum analysiert werden, betrachtet durch die Wechselwirkungen von Körper, Rhythmus und urbaner Struktur. Das Projekt versteht sich als Wechselspiel von visueller Kunst, Performance, kritischer Theorie, Urbanismus, Architektur und Musik, das in einem Kreislauf künstlerischer und performativer Interventionenen in öffentlichen und kulturellen Räumen, einem diskursiven Programm, Ausstellungen und einer Publikation stattfindet.

Knut Klaßen
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Photo: Nina Wecker
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Photo: Jekesai Njikizana
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Überall dort, wo es ein Wechselspiel zwischen einem Ort, einer Zeit und der Aufwendung von Energie gibt, ist Rhythmus.

Henri Lefebvre. 1992. Rhythmanalysis: Space, Time and Everyday Life

Der Zusammenhang zwischen der Erinnerung eines Volkes oder einer Gesellschaft und einer bestimmten Zeit oder einem bestimmten Raum ist eins der tragenden Motive im Werk des Soziologen und Philosophen Henri Lefebvre. In seinem posthum veröffentlichten Buch ‘Rhythmanalysis: Space, Time and Everyday Life‘ macht Lefebvre das Konzept von Rhythmus für seinen Versuch nutzbar, mithilfe einer Rhythmusanalyse ein neues wissenschaftliches Wissensfeld zu erschließen. Im Grunde genommen erkennt Lefebvre Rhythmen in unserem täglichen Leben, in unserer Bewegung durch den Raum und unserer Interaktion mit Objekten in diesem Raum, zum Beispiel im Wechselspiel zwischen dem Biologischen und dem Sozialen. In seiner einflussreichen Studie versucht Lefebvre das Verständnis von städtischem und ländlichem Raum, von Medien und Politik mithilfe des Konzepts von Rhythmus neu auszuhandeln. Es geht ihm darum, das Alltägliche, Profane und sich Wiederholende zu analysieren. Es geht ihm um die Vermischung von linearen und zyklischen Prozessen ebenso wie um den Kreislauf von Geburt, Wachstum, Höhepunkt, Verfall und Ende. All diese Elemente verbinden sich zu dem „Rahmen, in dem das Bestimmte, also reale und konkrete Fälle mit Musik, Geschichte und dem Leben von Individuen oder Gruppen, analysiert werden können.“



Die Möglichkeiten und Grenzen von Lefevbres Perspektive erkennend, schlägt dieses Projekt  Künstler*innen vor, sich als zeitgenössischen Rhythmusanalysten zu begreifen. Als solche können sie einen  bestimmten Raum und eine Gruppe von Menschen aufzeichnen. Zeitgenössische Künstler*innen und Performer*innen sind eingeladen, zu untersuchen, wie innerhalb von Städten, die als Rhythmusarchive fungieren, Erbe und Überlieferung produziert, neugeformt und wieder beseitigt werden. Die performativen Interventionen und Diskursprogramme in Düsseldorf, Berlin und Hamburg haben afrikanische und diasporische Künstler*innen eingeladen, auch der Geschichte der afrikanischen Präsenz und des Widerstands in Deutschland nachzugehen und so zeithistorische und räumlich-geografische Stadtkonzepte neu zu fassen. 

So eröffnet das Projekt einen Raum, in dem die engen Wechselwirkungen zwischen afrikanischen und deutschen Städten reflektiert werden: Hier wird beispielsweise die heiß debattierte koloniale Geschichte mithilfe der Rhythmusanalyse geografisch neu erschlossen, durch Begegnungen, die Linien zwischen Vergangenheit und Gegenwart ziehen und Gebäude, Denkmäler, Geschichte und die Menschen verknüpfen, die sich täglich durch sie hindurch und an ihnen vorbei bewegen. Das Projekt konzentriert sich auf drängende urbane Themen wie Gentrifizierung, Lohnunterschiede, Sicherheitszonen, Architektur und Stadtplanung, aber auch Ausgrenzung, soziale Bewegungen, kreative Räume und eine durch Forschung und afrikanische künstlerische Praktiken entstehende Gemeinschaft. Diese Themenbereiche leisten einen wichtigen und innovativen Beitrag zur Rezeption von Lefebvres ungewöhnlich bedeutungsvoller philosophischer und sozialer Theorie, die hier in Arbeit und Leben umgesetzt wird – und die sich in den Rhythmen und Überlegungen der Kreise, die dieses Projekt zieht, wiederfindet.



 

Der Rhythmusanalyst vermag es, einem Haus, einer Straße, einer Stadt so zuzuhören wie man einer Symphonie, einer Oper zuhört.

Henri Lefebvre. 1992. Rhythmanalysis: Space, Time and Everyday Life

    Photo: Raisa Galofre
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