We have eyes to see but do not see

Colonial Neighbours lädt ein zu einer zweiten Ausgabe von Fragments – einer Reihe von Interventionen mit Savvy Contemporarys Archivprojekt. We have eyes to see but do not see, eine Serie von Foto- und Videoarbeiten des südafrikanischen Künstlers Abrie Fourie, eröffnet parallel zu der Ausstellung Everything is getting better: Polish Colonialism, kuratiert von Joanna Warsza.

In dieser zweiten Ausgabe von Fragments erkundet der südafrikanische Künstler Abrie Fourie die Vorstellung von Meditationen über Orte und Landschaften sowie deren Gegenüberstellung innerhalb derselben. Die Bilder konfrontieren gleichermaßen das Sichtbare und das Unsichtbare, welches auf die unbekannten und bekannten Geschichten des Kolonialismus antwortet. Auf den ersten Blick spiegeln die Bilder eine surreale Schönheit der Insel sowie der namibischen und ozeanischen Landschaften wider, welche sogar noch surrealer werden, sobald sie in Beziehung zu der Geschichte dieser Orte gebracht werden.

In seinen kontemplativen Fotografien der Insel Gorée, der namibischen Wüste und der ozeanischen Landschaft, treten Wasser und Land als Formationen aus Farbe, Licht, Schatten und Texturen hervor, reflektieren diese jedoch gleichzeitig als Orte der Angst, des Todes, des Krieges und des Widerstands.

Seine Fotoserie House of Slaves, Gorée Island ist eine fotografische Annäherung an einen Ort, der mit dem Gedenken an europäischen Kolonialismus und den atlantischen Sklavenhandel verbunden ist. Gorée ist eine kleine Insel vor der Küste von Dakar, Senegal, welche zu einem der zentralen Abfahrtspunkte für die versklavten Afrikaner*innen wurde. Heute dient die Insel als Pilgerziel für die afrikanische Diaspora, um der Geschichte von Gewalt und Vertreibung zu gedenken. Durch die „Door of No Return“ auf Gorée scheidend, wurden die atlantischen Gewässer grundlegend für die „Middle Passage“, welche repräsentantiv für die Deportationen und Reisen von Millionen versklavter Afrikaner*innen in unbekannte und feindliche Lande steht. Diese Gewässer tauchen in Abrie Fouries traumgleichem Ocean wieder auf, einer feierlichen und eindringlichen Begegnung mit dunklen Gewässern und unserem eigenen Blick. Uns selbst spiegelnd werden wir Teil einer Metapher von sowohl vergangenen als auch gegenwärtigen Passagen, von persönlichen und kollektiven Projektionen auf das Meer, gleichzeitig jedoch verortet es uns in das Hier und Jetzt. Fouries Namibia-Serie ist den frühen 1990er Jahren aufgenommen, einer Zeit, in der Namibia und Südafrika gewaltigen politischen Veränderungen unterlagen. Die Bilder werden zu einer Reflektion dieses politischen Umbruchmoments.

Fourie lud zudem seinen Sohn Raoul Fourie sowie Künstlerkollegen Lukas E.D. Cuitak ein, um die archivarische Sammlung Colonial Neighbours zu reinstallieren und die Art und Weise, wie wir diese Objekte betrachten zu unterwandern.