politics of (dis)assembling

In einem diskursiven experimentellen Format erforschen Politics of (Dis)Assembling Versammlungsformen als künstlerische und politische Interventionen. In Anbetracht des gegenwärtigen und anhaltenden Wandels politischer Erscheinungsräume reagiert die Reihe auf die ästhetische und politische Qualität des Versammelns in der Gegenwart. Politics of (Dis)Assembling fungiert als Raum um zusammen zu kommen und zu diskutieren. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit Form und Format soll eine dynamische Versammlung entstehen, die sich von institutionellen und organisatorischen Konventionen, geprägt von steifen Protokollen und Regeln, entfernt. Die eingeladenen Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen sowie die Teilnehmenden sind zu einem Abend der Reflexion, des gemeinsamen Essens und des lebendigen Austauschs eingeladen.

Durch den Fokus auf Prozesse des Versammelns werden mehrere miteinander verbundene Themen in den Mittelpunkt gerückt:

Zunächst wird der Solidaritätsbegriff untersucht und dabei als politische Form verstanden. Es wird die Fähigkeit von Versammlungen erforscht, als eine präfigurative Praxis zu fungieren, die alternative Wege des sozialen, politischen und kulturellen Zusammenkommens vergegenwärtigt. Wie schaffen Versammlungen Allianzen und Solidarität zwischen verschiedenen Kämpfen, die räumliche und zeitliche Grenzen überspannen, um radikale Gleichheit zu erreichen? Oder kann diese überhaupt Ziel sein? Und wie kann Kunst ein Aufruf zur Handlung und ein Antrieb für sie sein?

Darüber hinaus befasst sich die Reihe mit der Ästhetik aktivistischer Kunst im Zusammenspiel mit sozialen Bewegungen und fragt, welche Rolle verschiedene Versammlungs- und Aufschlüsselungspraktiken im Kontext kritischer Interventionen in Ästhetiken von Raum, Geschichte und Gewalt spielen könnten. Wie könnten diese dynamischen Strategien antipatriarchale, antirassistische und andere emanzipatorische Formen des Kampfes voranbringen, die darauf abzielen, im Kapitalismus eingebettete hegemoniale Machtstrukturen herauszufordern, zu entlarven oder gar zu verändern?

Die befragten ästhetischen Praktiken zielen darauf ab andersartige intersubjektive Beziehungen, Zukünfte und soziale Strukturen denkbar zu machen. Als diese stehen sie immer in einem Spannungsverhältnis zu der sozialen Realität, in die sie intervenieren. Um wirksam zu sein, stützen sie sich auf gewisse vorherrschende materielle Strukturen, symbolische Regime und ästhetische Gewohnheiten, welche sie gleichzeitig zu verändern versuchen.

Gemeinsam mit der aktivistischen Gruppe „Abschiebezentrum BER verhindern!“ und der interdisziplinären Wissenschaftlerin Jennifer Ponce de León wird Politics of (Dis)Assembling das Potential und die Grenzen antirassistischer, antikolonialer und antipatriarchaler Versammlungs- und Aufschlüsselungspraktiken in den Amerikas sowie im europäischen und deutschen Kontext untersuchen. Wie können künstlerische und aktivistische Praktiken kritisch in die Funktionsweise von Grenzregimen intervenieren? Wie funktioniert das Schaffen von Gegenöffentlichkeiten und alternativen Weltentwürfen in diesen Zusammenhängen? Welche Subjektivierungsformen können in den so produzierten Räumen beobachtet und ermöglicht werden? Die Diskussion soll außerdem fragen, wie Kämpfe in verschiedenen nationalen Zusammenhängen als Teil eines breiteren globalen Kampfes gegen rassistischen und patriarchalen Kapitalismus sichtbar werden und (potentiell) Koalitionen bilden können.

Darüber hinaus werden beide Veranstaltungen vom ON/OFF Kollektiv begleitet, das sich mit der räumlichen Struktur von Versammlungen auseinandersetzt. Die Veranstaltung werden außerdem von Patu mit einer Illustrationsreihe dokumentiert.