Conversation In The Garden

Was macht feministische Politik aus? Wie stellen wir uns heute feministische Aktionsformen und Schwesternschaft vor? Warum ist es gerade jetzt dringend notwendig, sich mit den vielen, verschiedenen Vermächtnissen feministischer Kämpfe weltweit auseinanderzusetzen? Welche feministischen Praktiken können mobilisiert werden, um auf die Dringlichkeit des Jetzt zu reagieren? Die erste Übung der Reihe WE WHO ARE NOT THE SAME zielt darauf ab, die Idee des Feminismus als ein vorwiegend westlich orientiertes Repertoire von Praktiken und Theorien in Frage zu stellen.

In der Übung geht es um die Unfähigkeit des Feminismus der Zweiten Welle, nicht-westliche Infragestellungen adäquat zu repräsentieren, die die Thematisierung eines der drängendsten und schmerzhaftesten Themen in der Geschichte der feministischen Theorie und Praxis fordern. Es geht um die  Arroganz des Denkens und Handelns, das als universelles Modell ausgehend von - und innerhalb der westlichen Erkenntnistheorie entwickelt wurde und weder in der Lage ist, nicht-westliche Perspektiven darzustellen noch andere wesentliche Variablen wie soziale Klasse, race, Ethnizität oder sexuelle Orientierung zu berücksichtigen. Die Feministin Obioma Nnaemeka sagt über die Art und Weise, wie europäische und westliche Feministinnen afrikanische Frauen ansprechen: "Die Arroganz, die afrikanische Frauen zu Problemen erklärt, objektiviert uns und untergräbt jene Handlungsfähigkeit, die notwendig ist, um eine echte globale Schwesternschaft zu schaffen. Afrikanische Frauen sind keine Probleme, die es zu lösen gilt. Afrikanische Frauen haben - wie Frauen überall - Probleme. Wichtiger ist, dass sie Lösungen für diese Probleme errungen haben. Wir sind die Einzigen, die unsere Prioritäten und unsere Agenda festlegen können. Jede, die an unseren Kämpfen teilnehmen möchte, muss dies im Rahmen unserer Agenda tun" (Nnaemeka, O. 2005. "Bringing African Women into the Classroom: Rethinking Pedagogy and Epistemology" in African Gender Studies. Palgrave. (p.57) (eigene Übersetzung)

Zutiefst beschäftigt mit Charakterisierungen, interessiert sich YEWANDE OMOTOSO endlos für die Lebensdetails ihrer oft weiblichen Charaktere, wobei sie Nuancen betont und gleichzeitig den scheinbar menschlichen Drang zur Verallgemeinerung offenbart.  Diese Spannung besteht in ihrer Arbeit als stilles Manifest zu einem Feminismus, der zu sorgfältiger Aufmerksamkeit und viel Selbstbewusstsein ermutigt. Ihr Debütroman “Bomboy" (Modjaji Books, 2011) wurde für den Sunday Times Fiction Prize, den MNet Film Award und den Etisalat Prize für Literatur nominiert. Es wurde mit dem South African Literary Award First Time Author Prize ausgezeichnet. Yewandes zweiter Roman "The Woman Next Door" (Chatto and Windus, 2016) kam in die engere Auswahl für den Bailey's Women's Fiction Prize und den International Dublin Literary Award. Außerdem wurde "The Woman Next Door" für den Aidoo-Snyder-Preis, den Barry Ronge Fiction Prize und den UJ Literary Prize nominiert. Omotoso wurde auf Barbados geboren, wuchs in Nigeria auf und lebt derzeit in Südafrika.

CLAIRE HEUCHAN ist eine schwarze, radikale Feministin aus Schottland und die preisgekrönte Bloggerin Sister Outrider. Sie ist Essayistin und feministische Theoretikerin, die sich mit den Themen Macht, Identität und Befreiungspolitik auseinandersetzt. Von einer lesbisch-feministischen Perspektive aus thematisiert ihre Arbeit das Potenzial interkultureller Solidarität zwischen Frauen. Obgleich die Politiken von Schwesternschaft kompliziert ist, versucht Claire, am Aufbau einer feministischen Bewegung teilzuhaben, die sich verpflichtet, jede Form von struktureller Ungleichheit abzubauen. In dem kürzlich erschienenen Beitrag ‘Dispatches from the Margins: On Feminist Movement Building' (Randbotschaften: Über den Aufbau Feministischer Bewegungen) erwägt und unterscheidet sie verschiedene Konzepte von Bündnissen, Schwesternschaft, Solidarität und Verbindungspolitik. Sie argumentiert: "Weiße Frauen haben die Verantwortung, ihren Rassismus aktiv zu verlernen. Es sind jene sich an den Rassismus klammernden weißen Frauen, die an ihrer Legitimität feministische Politik repräsentieren zu dürfen, zweifeln sollten, und nicht die Frauen of Colour, deren Worte eine fundamentale Herausforderung für das weiße rassistische kapitalistische Patriarchat darstellen.

ZOÉ SAMUDZI schreibt über Hegemonien von race und Gender. Sie ist eine queere schwarze Frau, deren Arbeit sich der Rückforderung und Rekontextualisierung von Narrativen innerhalb und außerhalb akademischer Einrichtungen widmet. Sie befragt strukturelles Weißsein und thematisiert dekolonisierende Wege des Wissens und Wahrheitverbreitens, indem sie die Epistemologien des schwarzen Feminismus und des Womanism benutzt. Sie identifiziert sich nicht als Feministin, sondern als Womanist. Vor Kurzem erklärte sie in einem Interview: "Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr auf die Einbeziehung in eine Gender-Politik bestehen werde, die sich aktiv gegen schwarze Frauen und Frauen  of Colour, Trans-Frauen und Sexarbeiterinnen wendet und viele andere ausschließt, wenn ich stattdessen zu einer Epistemologie beitragen kann, die in meiner ideologischen Unterdrückung und in meinen gelebten Erfahrungen als schwarze Frau verwurzelt ist.”

Die Künstlerin MARÍA MAGDALENA CAMPOS-PONSbeschäftigt sich mit Themen wie Gender und Sexualität, multikultureller Identität, kubanischer Kultur und Religion/Spiritualität. Ihre Arbeit untersucht Geschichte und Erinnerung, sowie deren Rollen in der Identitätsbildung, sie hebt  Elemente persönlicher Geschichte und Persönlichkeiten hervor, die universelle Relevanz haben. Die Sujets sind oft ihre afro-kubanischen Verwandten oder sie selbst in dem Bestreben, historische Erzählungen zu schaffen, die den Geist von Menschen und Orten, Vergangenheit und Gegenwart erhellen. Ihre Themen sind interkulturell und generationenübergreifend; race und Gender, ausgedrückt in Symbolen von Matriarchat und Mutterschaft, sind ihre thematischen Ideen.

WE WHO ARE NOT THE SAMEist ein einjähriges Forschungs- und Ausstellungsprojekt, das dekoloniale intersektionelle feministische Praktiken und Politik untersucht und hinterfragt, um sich neue Allianzen und politische Praktiken vorzustellen, die auf die Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren. Dieses Projekt will einen Raum für kollektive Experimente öffnen, indem es eine gemeinsame Basis und eine neue Sprache schafft, um sich die Bedeutung feministischer Kämpfe wiederanzueignen und neue Solidaritätsbeziehungen aufzubauen.

Das Projekt wird vom Hauptstadtkulturfonds gefördert.