My name, my story: Die Gefahr einer einzigen Geschichte und kollektive Praktiken des Widerstands

Ausgangspunkt des Workshops bei Savvy Contemporary ist der missionarische PropagandafilmAndrea, der Sohn des Zauberers (1928) der Deutschen Missionsfilmgesellschaft, den die Schülerinnen des OSZ Bekleidung und Textil im vorangegangenen Workshop in der Ausstellung Luther-Effekt des Deutschen Historischen Museums gesehen haben. Der Film zeigt ein sehr einseitiges und abwertendes Bild der Bevölkerung und ihrer Kultur im heutigen Tanzania. Die im Film gezeigten Menschen haben entweder keinen eigenen Namen oder bekommen erst einen, und zwar einen europäischen, wenn sie dem Christentum folgen. Wie das Benennen von Menschen, Regionen und Kulturen mit der kolonialen Unterdrückung zu tun hat, diskutieren wir, indem wir uns unserem eigenen Namen und den damit verbundenen Geschichten, Gefühlen und Erfahrungen zuwenden. Was heißt es sich selber einen Namen zu geben? Wie fühlt es sich an von anderen benannt zu werden? Was sagt mein Name über mich aus und wann steht er mir im Weg?

Die Gefahr einer einzigen Geschichte (Chimamanda Ngozi Adichie), einer einseitigen Darstellung von Menschen, Geschichten und Ländern zeigt sich anhand vieler Objekte, die sich im Colonial Neighbours Archiv befinden. Die Schülerinnen nehmen in kleinen Recherchen die Objekte kritisch in Augenschein - wie werden Menschen, Regionen und Pflanzen dargestellt, benannt, von wem und was hat das zur Folge? Welche Rolle spielen Sprache und Wörter heute in Bezug auf die Herabsetzung aber auch das Stärken von Menschen, die von Sexismus und/oder Rassismus erfahren?

Im letzten Teil des Workshops beschäftigen wir uns mit Strategien, wie wir verhindern können, dass stereotype Darstellungen von Menschen verbreitet und wie Kunst zum Medium werden kann unsere eigene Geschichte zu erzählen. Wir lassen uns von den Frauen der afro-kolumbianischen Gemeinschaft Montes de Maria inspirieren, die in Folge eines Massakers im Jahr 2000, bei dem über die Hälfte der Dorfbewohner*innen von Paramilitärs getötet und alle Überlebenden vertrieben worden sind, ihre eigene Version der Geschichte und ihre Erinnerungen in kollektiven Wandteppichen verarbeiteten. Auch wir wollen zusammen unsere eigenen Geschichten in einem gemeinsamen Teppich vernähen, uns dabei austauschen, erinnern und in die Zukunft blicken.