Sammlung Toxischer Kulturbesitz

Die Sammlung Toxischer Kulturbesitz (STK) trägt auf Flohmärkten, eBay Kleinanzeigen und aus Privatwohnungen zeitgenössische Alltags- und Einrichtungsgegenstände zusammen, die von kolonialer Vergangenheit und rassistischer Gegenwart in Berlin erzählen. Dazu gehören zum Beispiel rassistisch-stereotype Darstellungen schwarzer Menschen, etwa in Form von CD-Ständern und Aschenbechern. Zu nennen sind hier insbesondere Formen des „Kolonialstils“, “Ethno-Looks” und “Exotismus”.

Bei der Sammlung Toxischer Kulturbesitz werden rassistische Objekte der unkontextualisierten Zirkulation im Alltag entnommen. Der Fokus der Sammlung liegt hierbei nicht auf dem Sammeln des exotischen „Anderen“, sondern auf dem rassistischen „Eigenen“. Unser Ziel ist es, die Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte und ihrem Nachleben aus den weltpolitischen Debatten auf die private Ebene im eigenen Zuhause zu bringen.

Das Projekt entwickelt sich in Zusammenarbeit mich dem Archivprojekt Colonial Neighbours von SAVVY Contemporary – ein partizipatives Archiv- und Forschungsprojekt, das sich mit dem Erbe der deutschen Kolonialgeschichte und ihren anhaltenden Auswirkungen auf die Gegenwart beschäftigt. Dem Konzept der "Verflochtenen Geschichte" (Conrad & Randeria) folgend, zielt das Projekt darauf ab, historische Dichotomien aufzubrechen und ein differenzierteres Bild der aktuellen Lebenswelten in der Stadt zu zeichnen. Für die Dauer des Projekts werden Objekte von Colonial Neighbors Teil der Sammlung Toxischer Kulturbesitz.

Während der Ausstellungsdauer werden Berliner Künstler:innen, die sich in ihrer Praxis mit Themen wie Kolonialismus und Rassismus beschäftigen, eingeladen die Sammlungsobjekte als Ausgangspunkt für kritische künstlerische Auseinandersetzung zu nutzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Frage nach Darstellung und Reproduktion von toxischen Bildern, dessen Display und Framing, Zerstörung und Nicht-Ausstellen. Die Rauminstallation der Künstlerin Henrike Naumann bietet hierfür bei SAVVY Contemporary den Raum und den ersten künstlerischen Beitrag.

Im Laufe der Projektlaufzeit wird die Webseite www.toxischerkulturbesitz.de öffentlichkeitswirksam gelauncht, begleitet von einer Plakatkampagne im Berliner Stadtraum. Über die Webseite können toxische koloniale Alltagsobjekte digital an die Sammlung übermittelt werden, welche dann vom Team katalogisiert werden. Damit hierbei die von den Objekten ausgehende Gewalt nicht einfach weiter reproduziert wird, können zudem gleich Wege aufgezeigt werden, wie mit Ihnen umgegangen werden soll. Dies kann auf verschiedene Arten passieren: Zerstörung, Entsorgung, Verfremdung, Kommentierung, Verhüllung… Gemeinsam entwickeln wir Möglichkeiten, wie eine Entgiftung erfolgen kann.