WHAT THE TORTOISE MURMURS TO ACHILLES:
Über Faulheit, Zeitökonomie und Produktivität
Ausstellung 18.03.–08.05.2016 Wed–Sun 14:00–19:00
eröffnung 17.03.2016 18:00 DJ Mo Lateef
Fürhungen Sat 16:00
mit Salwa Aleryani Nidaa Badwan Atef Berredjem Raphael Cuoma & Maria Iorio (-Videobase) Cevdet Erek Abrie Fourie Karia Kameli Brandon Labelle Abraham Onoriode Oghobase Junebum Park Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger
Kuratoren Elena Agudio Saskia Köbschall Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
preis Empfohlene Spende 4€
Das Ausstellungsprojekt What the Tortoise Murmurs to Achilles: Über Faulheit, Zeitökonomie und Produktivität ist der Versuch, alternative Verständnisse und Auffassungen von Zeit aus einer plurikulturellen und dekolonialen Perspektive zu erkunden, indem wir Zeitpolitik und geopolitische Machtbeziehungen genauer betrachten. Dieses Projekt kann sich nicht den Luxus erlauben, für eine simple Lobpreisung von Müßiggang oder für die oberflächliche Forderung eines Rechts auf Faulheit gehalten zu werden. Vielmehr soll diese Ausstellung konzeptuell und physisch Platz machen für Gedanken zu Chronopolitiken und Machtmechanismen, die gewisse zeitökonomische Rethoriken gestalten. Unser Ausgangspunkt ist es, den vermeintlich ‘langsamen’ und ‘zerstörerischen’ Rhythmus, der “südländischen” Haltungen nachgesagt wird, zu deuten als Widerstand gegen die angeblich tüchtige Natur à la Die Protestantischen Ethik und der Geist des Kapitalismus (Max Weber).
The first condition for post-abyssal thinking is radical co-presence. Radical co-presence means that practices and agents on both sides of the line are contemporary in equal terms. Radical co-presence implies equating simultaneity with contemporaneity, which can only be accomplished if the linear conception of time is abandoned.
Dieses Forschungs- und Ausstellungsprojekt bringt verschiedene künstlerische Positionen zusammen, um die “radikale Co-Präsenz” von verschiedenen Zeitlichkeiten und Zeitkonzeptionen zu erforschen und die Chronopolitiken geradliniger Zeitlichkeit zu durchkreuzen, in dem wir die Verflechtungen von Zeitbegriffen, Ideen von Produktivität (und Faulheit) und raum-zeitlichen Hierarchien beleuchten, die weiterhin unsere Gegenwart formen.
Die Faulheit des Kolonisierten ist die bewusste Sabotage der Kolonialmaschine. Biologisch gesehen: ein beachtliches Selbstschutzsystem, und auf jeden Fall eine gewisse Verzögerung der absoluten Beherrschung des ganzen Landes durch den Okkupanten. (…) Der Kolonisierte, dessen politisches Bewusstsein noch nicht reif ist und der noch nicht entschlossen ist, die Unterdrückung abzuschütteln, hat die Aufgabe, sich jede noch so kleine Bewegung buchstäblich entreißen zu lassen.
Tortoise Murmurs to Achilles: Über Faulheit, Zeitökonomie und Produktivität wird über die unterschiedlichen Konzepte von Faulheit verhandeln, sei es die “bewusste Sabotage der Kolonialmaschine”, ein “System des Selbstschutzes” (Victoria Bernal), die ideologische Ablehnung einer kapitalistischen Arbeitsmoral (vgl. Paul Lafargue, Ivan Illich) oder deren Dämonisierung als der Ursprung aller wirtschaftlichen und sozialen Übel. Das Projekt wird die Politiken von Faulheit untersuchen und inwiefern diese in Verbindung stehen mit Begriffen von linearer Zeit, Fortschritt, wirtschaftlicher Produktivität und Arbeitsmoral. Dabei soll Raum bleiben, Trägheit und Untätigkeit als Möglichkeiten zu verstehen, die Welt von den neurotischen Rhythmen des Kapitalismus freizumachen.
Time is not money
Time
is
time
And the time has come, again,
To outwit and outlast
Survive and surmount
The authors of the blasphemy
Of our chains.
This research and exhibition project brings together diverse artistic positions in order to explore “radical co-presence” of different temporalities and conceptions of time, disrupting the chronopolitics of straight temporality by shedding light on the entanglements of notions of time, ideas of productivity (laziness), and spatio-temporal hierarchies that continue to shape our present.
The native’s laziness is the conscious sabotage of the colonial machine; on the biological plane it is a remarkable system of auto-protection; and in any case it is a sure brake upon the seizure of the whole country by the occupying power. (…) The duty of the native who has not yet reached maturity in political consciousness and decided to hurl back oppression is literally to make it so that the slightest gesture has to be torn out of him.
What the Tortoise Murmurs to Achilles: On Laziness, Economy of Time and Productivity will negotiate between the various perceptions of laziness, as a “conscious sabotage of the colonial machine”, a “system of auto-protection” (Victoria Bernal) or ideological refusal of a capitalist work ethics (cf. Paul Lafargue, Ivan Illich), and the demonization of it as the source of all economic and social ills. The project will investigate the politics of laziness and the way it relates to notions of linear time, progress, economic productivity, and work ethics. The project still grants space to consider indolence and inactivity as opportunities to liberate the world from the neurotic rhythms of capitalism.
Time is not money
Time
is
time
And the time has come, again,
To outwit and outlast
Survive and surmount
The authors of the blasphemy
Of our chains.
Funding proHelvetia