Die gestorben sind, sind niemals fort

Die Institution des Ethnologischen Museums scheint sich in einer ernsten Krise des Erstickens zu befinden. Die Delikatessen, welche die meisten solcher Museen meist unter zweifelhaften Bedingungen erwarben, mit anderen Worten genossen und ver- schluckt haben, scheinen kollektiv den Weg in den Oseophagus verpasst zu haben und blieben stattdessen im Atmungsapparat stecken. Sie hängen dort schon so lange fest, wie die Geschichte von Massensammlungen, Erwerbungen, Plünderungen; so lange wie der rücksichtslose und fortwährende Abbau von Kulturgut in den ehemaligen Kolonien außerhalb Europas bereits andauert. 

Ein zwölfaktiges Essay über die Aufrechterhaltung der Vormachtstellung, das Ethnologische Museum und die Verwicklungen des Humboldt Forums. 

Erste Veröffentlichung in South as a State of Mind, Sommer / Herbst 2018, zehnte Ausgabe: www.southasastateofmind.com

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung wurde 1977 in Yaoundé, Kamerun, geboren. Er ist unabhängiger Kunstkurator, Kunstkritiker, Autor und Biotechnologe. Er ist der Gründer und künstlerischer Leiter des SAVVY Contemporary Berlin und Chefredakteur des SAVVY Journals for critical texts on contemporary African art ( Journal für kritische Texte zu zeitgenössischer afrikanischer Kunst). Er hatte eine außerordentliche Professur an der Universität Kiel und ist aktuell Gastpro- fessor im Masterprogramm „Curatorial studies“ an der Städelschule in Frankfurt. Er war „Curator at large“ für die documenta 14 und 2018 Gastkurator für die Dak’Art Biennale in Senegal. Als Teil des Miracle Workers Collective wird er das finnische Pavillon auf der Venedig Biennale 2019 kuratieren.