Residenzprogramm Berlin-Lagos 2022

Photo: Bankole Olúwádámilọlá
Photo: Bankole Olúwádámilọlá

Wir freuen uns, James Notin für einen dreimonatigen Aufenthalt  in Berlin im Rahmen des Lagos-Berlin Residenzprogramms des Goethe-Instituts Nigeria gemeinsam mit den Partnern 16x16 , SAVVY Contemporary und ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik zu begrüßen.

James Notin ist ein:e yoruba-nigerianische:r experimentelle:r Künstler:in und Performance-Kurator:in mit Fokus auf Individuen in universellen Räumen und Strukturen. Notins Arbeiten basieren auf der Kuratierung von öffentlicher Meinung und der selektiven Beobachtung als Instrument zur Verzerrung der zeitgenössischen Gesellschaft, um einen liberalen Raum zur Analyse der sozialen Struktur und ihrer Politik zu schaffen. Ausgehend von der Annahme, dass menschliche Gesellschaften von Zukunftsängsten und Zukunftsperspektiven eingeengt werden, betrachtet Notin die Systeme durch die Linse einer Außenseiterperspektive, um einen alternativen und interaktiven Raum zu eröffnen, der es den Einzelnen ermöglicht, sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen. Als Co-Kurator:in des Tantdile Xperimenta Lab erstreckt sich Notins Arbeit auch auf Performancekunst, Fotografie und interaktive Literatur.

Während des Aufenthalts in Berlin plant James Notin ein Hyperfiction-Projekt, das einen kollaborativen Raum für Autor:innen und Leser:innen schafft, um gemeinsam einen dynamischen literarischen Text zu erstellen. Bei diesem Projekt geht es darum, die von Gutenberg geschaffenen Lesenden in aktive Lesende zurückzuverwandeln. Da Literatur als Ware betrachtet wird, besteht das Ziel dieses Projekts darin, die Möglichkeiten der Lesenden im Prozess von Literatur zu stärken.

Vor dem Hintergrund der marxistischen Argumentation, die Kunst als Ware favorisiert, hat sich die transaktionale und scheinbar passive Verbraucherrolle der Lesenden und des Publikums seit dem Aufkommen der Gutenberg-Presse und der allmählichen/totalen Abkehr von der mündlichen Literatur und der Folklore zur vorherrschenden entwickelt. Ähnlich verhält es sich mit den Algorithmen und ihrer Verwendung im zielgerichteten Marketing. Diese beiden zitierten Situationen der Beziehungen zwischen Mensch und Technik und die möglichen Wege zur Schaffung von aktiv Lesenden stehen im Mittelpunkt der Residenzzeit.

Der Schwerpunkt wird auf der Entwicklung eines nichtlinearen Literaturmodells liegen, das ein Chatbot-Modell und KI-Möglichkeiten einsetzt, mit denen ein Datenbestand kuratiert wird, der es Lesenden ermöglicht, eigene Geschichte aktiv zu gestalten, und zwar durch eine Datenbank, ähnlich wie sie in Bildgeneratoren und Chatbots existiert.