Decolonial approaches to health, social and cultural repair
GESPRÄCH 17.12.2022 17:00
MIT Kader Attia
Sprache Englisch
Freier Eintritt Spenden willkommen
Besuch SAVVY ist mit dem Rollstuhl zugänglich.
Bitte tragt eine Maske während Veranstaltungen.
In welcher Weise muss sich ein dekoloniales Konzept von "Gesundheit" auf anderes Wissen und andere Wissensproduktion beziehen? In diesem Gespräch wollen wir "Gesundheit" neu denken und mit Möglichkeitsräumen verbinden, in denen eine fragmentierte, verletzte Gesellschaft in Austausch mit "gelebtem Wissen" treten kann; Räume, in denen Fragen des sozialen und kulturellen Reparierens aufgegriffen werden, Räume, die das Schweigen über Erfahrungen von Kolonialität und rassistischer Gewalt brechen können. Der Begriff des Reparierens, wie er von Kader Attia entwickelt wurde, verweist auf eine Konstante in der Natur - und damit auch in der Menschheit -, jedes System, jede soziale Institution oder kulturelle Tradition kann als ein unendlicher Prozess des Reparierens betrachtet werden, der eng mit Verlust und Wunden, mit Wiederherstellung und Wiederaneignung verbunden ist. Attias Projekt La Colonie aktivierte einen Raum, um sowohl Wissen als auch Praktiken zu dekolonisieren, indem ein transkulturellen, transdisziplinären und generationenübergreifenden Ansatz verfolgt wurde, wobei alle willkommen sind und ihren Platz finden. Wie können solche Ansätze dazu beitragen, sich Räume "radikaler Konvivialität" (SAVVY Contemporary) im Hier und Jetzt vorzustellen und darauf hinzuarbeiten?
KADER ATTIA ist ein Künstler, der sich mit den weitreichenden Auswirkungen der westlichen kulturellen Hegemonie und des Kolonialismus beschäftigt. Im Mittelpunkt seiner Untersuchung stehen die Konzepte von Verletzung und Reparatur/Reparieren, die er nutzt, um verschiedene Wissensbestände zu verbinden, darunter Architektur, Musik, Psychoanalyse, medizinische Wissenschaft sowie traditionelle Heilmethoden und spirituelle Überzeugungen. In seiner gesamten multimedialen Praxis – von der Skulptur bis zur Filminstallation – stellt Reparieren nicht die Rückkehr zu einem intakten Zustand dar, sondern es macht die immateriellen Narben der psychischen Verletzung sichtbar. Dieser Ansatz ist geprägt von Attias Erfahrung, zwischen Algerien und den Pariser Banlieues aufgewachsen zu sein.
Attia’s Arbeiten wurden auf verschiedenen Biennalen gezeigt, darunter Shanghai Biennial; Gwangju Biennial; Manifesta, Palermo; Venice Biennial, Venice; und Documenta, Kassel. Ausgwählte Einzelausstellungen waren Kader Attia. Remembering the Future, Kunsthaus Zürich, 2020, The Museum of Emotion, The Hayward Gallery, London, 2019; Scars Remind Us that Our Past is Real, Fundacio Joan Miro, Barcelona, 2018; Roots Also Grow in Concrete, MAC VAL, Vitry-sur-Seine, 2018; Repairing the Invisible, SMAK, Genf, 2017; The Injuries are Here, Musée Cantonal des Beaux Arts, Lausanne, 2015; contre nature, Beirut Art Center, Beirut, 2014; and Continuum of Repair: The Light of Jacob’s Ladder, Whitechapel Gallery, London, 2013. Attia war an Gruppenausstellungen in Einrichtungen wie MoMA, New York; Tate Modern, London; und Centre Pompidou, Paris, beteiligt. Attia wurde ausgezeichnet mit dem Marcel Duchamp Prize (2016), dem Joan Miró Prize (2016) sowie dem Yanghyun Art Prize (2017). 2016 gründete Kader Attia in Paris Gare du Nord Nachbarschaft La Colonie als ein radikal offenstehender Raum für dekoloniales Denken, Debattieren und kulturellen Aktivismus. Attia war der Kurator der 12. Berlin Biennale im Jahr 2022. Er lebt und arbeitet zwischen Berlin und Paris.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Workshops De/coloniality, (Post)migrancy, and Racialization: Conceptualizing a Future of Global Health statt, der von Hansjörg Dilger (FU Berlin), Seth Holmes (University of California, Berkeley), Ulrike Kluge (Charité & Humboldt-Universität zu Berlin) und Regina Römhild (Humboldt-Universität zu Berlin) organisiert wird.
Bild Kader Attia. Traditional Repair, Immaterial Injury, 2014 (In situ Bodenskulptur. Metallene Heftklammern, Beton), Ausstellungsansicht von “The Field of Emotion”, The Power Plant, Toronto, Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers, Foto: Tony Hafkenscheid.