FOR THE PHOENIX TO FIND ITS FORM IN US.
Zu Restitution, Rehabilitierung & Entschädigung
Ein Projekt von SAVVY Contemporary in Zusammenarbeit mit Jameel Arts Centre, Dubai, und ifa-Galerie Berlin.

Invocations 20.08.–22.08.2021
Mit Pio Abad, Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme, Khyam Allami mit Julie Normal & Julia Tieke, Noah Angell, Arjun Appadurai, Archive, Oumar Atakosso, Daniel Romuald Bitouh, Benji Boyadgian, Hamze Bytyçi, Nora Chipaumire, Mwazulu Diyabanza, Chiara Figone, Manuela Garcia Aldana, Paz Guevara, Samia Henni, Harmony Holiday, Simon Inou, Gladys Kalichini, Yuko Kaseki, Eli Krasniqi, Chao Tayiana Maina, Musa Michelle Mattiuzzi, Mnyaka Sururu Mboro, Wayne Modest, Molemo Moiloa, Trixie Munyama, Marian Pastor Roces, Zaratiana Randrianantenaina, Michael Rakowitz, Nora Razian, Damien Rwegera, Avni Sethi, Linda-Philomène Tsoungui, Die Jugendgruppe WIR SIND HIER!, und anderen.
Die Veranstaltung findet in Präsenz bei SAVVY Contemporary statt und wird gleichzeitig live gestreamed über unsere Facebook Seite.
Visit Nur mit negativem Covid-19-Test (nicht älter als 24h) – das gilt für alle, unabhängig davon, ob geimpft, ungeimpft oder genesen. Bitte haltet Euch an den Abstand und tragt Eure Maske.
Friday 20.08.2021 | |
Online | |
14:00 | Welcome and introduction by the artistic director and curators of For the Phoenix to Find Its Form In Us. On Restitution, Reparation, and Rehabilitation |
14:30 | Marian Pastor Roces and Pio Abad Digital Restitution, Exposure of States Talk |
15:10 | Benji Boyadgian The Cabinet of Curiosities: Histories, Times and Memories of Endless Minorization Lecture |
15:30 | Michael Rakowitz Letter to an Encyclopaedic Museum Curator SCREENING |
IN PRESENCE AT SAVVY Contemporary (and streamed online) | |
16:30 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
16:45 | Welcome to the space and introduction by the artistic director and curators of For the Phoenix to Find Its Form In Us. On Restitution, Reparation, and Rehabilitation |
17:15 | Hamze Bytyçi Restitution of Porajmos, Continuous Threat for Roma Lecture |
18:00 | Die Jugendgruppe WIR SIND HIER! WE ARE HERE/ WIR SIND HIER!, Kuringa: Theater der Unterdrückten Performance & interaction |
19:00 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
19:30 | Noah Angell Museums Breed Ghosts Lecture Performance |
20:00 | Break |
20:30 | Damien Rwegera On Rwandese Cultural Restitution Lecture |
21:30 | Zaratiana Randrianantenaina Pieces of Memory Dance performance (Keynote) |
22:15 | Linda-Philomène Tsoungui Pace Performative Keynote |
22:40 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention (endnotes) |
Saturday 21.08.2021 | |
Online | |
14:00 | Welcome and introduction by the artistic director and curators of For the Phoenix to Find Its Form In Us. On Restitution, Reparation, and Rehabilitation |
14:15 | Molemo Moiloa and Chao Tayiana Maina Open Restitution Africa Talk |
14:30 | Trixie Munyama Once Again, We Find Ourselves in Mourning Performance |
IN PRESENCE AT SAVVY Contemporary (and streamed online) | |
16:00 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
16:15 | Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme May Amnesia Never Kiss Us On The Mouth Film Screening |
16:45 | Simon Inou and Daniel Romuald Bitouh (AFRIEUROTEXT) PROJEKT 3RRR – RESTITUTION/REHABILITATION/RECONCILIATION Conversation |
17:30 | Samia Henni Archives: Secret Défense? Lecture |
18:15 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
18:45 | Mnyaka Sururu Mboro The Humboldt Forum: The Palace of German Colonial Rulers Lecture |
19:30 | Break |
20:00 | Mwazulu Diyabanza Performative Keynote |
21:00 | Nora Chipaumire (flyshit) lo fi wifm ZiFM radio! Performance |
21:45 | Linda-Philomène Tsoungui Pace Performative Keynote |
22:00 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
Sunday 22.08.2021 | |
IN PRESENCE AT SAVVY Contemporary (and streamed online) | |
15:00 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
15:15 | Welcome and introduction by the artistic director and curators of For the Phoenix to Find Its Form In Us. On Restitution, Reparation, and Rehabilitation |
15:30 | Avni Sethi Dar Firaaq-e-Gujarat* (On Separation from Gujarat) Performance |
16:30 | Gladys Kalichini and Oumar Atakosso Restitution of Dignity: Meaning of Evidence Conversation (moderated by Arlette-Louise Ndakoze) |
17:30 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention |
18:00 | Yuko Kaseki oldISGold Solo dance performance |
18:30 | Wayne Modest Online Lecture |
19:00 | Arjun Appadurai What is the Object of Restitution? Keynote Lecture |
20:00 | Break |
20:30 | Khyam Allami, Julie Normal and Julia Tieke ‘32 Performative Presentation with live music |
21:30 | Musa Michelle Mattiuzzi, Chiara Figone, and Paz Guevara Dancing on Debris conversation and screenings by Archive |
22:30 | Linda-Philomène Tsoungui Pace Performative Keynote |
22:45 | Manuela Garcia Aldana sonic passage DJ-set /sonic intervention (Endnotes) |
Im Rahmen unseres Langzeitprojekts For the phoenix to find its form in us. On Restitution, Rehabilitation, and Reparation, laden wir Euch herzlich zu drei Tagen INVOCATIONS ein, in denen wir die Überlegungen zu Restitution vertiefen und verkomplexifizieren wollen – durch Tanz und Vorträge, Musik und Film, Aktivismus und Performances.
Tuesday: The Phoenix
It is enough that you pass by words
For the phoenix to find its form in us,
And for the spirit born of its spirit to give birth to a body…
Spirit cannot do without a body
To fire with itself and for itself, cannot do without a body
To purge the soul of what it has hidden from eternity
So let’s take fire, for nothing, but that we become one!
Wie kann es uns gelingen, den aktuellen Diskurs über Restitution, der sich in eine Sackgasse manövriert zu haben scheint, zu verkomplizieren? Die derzeitigen Debatten konzentrieren sich auf den Begriff der Rückgabe und schränken damit das deutlich weitläufigere und vielschichtigere Thema der Restitution ein. Der Begriff der Rückkehr, wie er umgangssprachlich verwendet wird, bedeutet, zu einem Ort mit einem bestimmten geographischen Bezug zurückzugehen. Aber um zurückzukehren, muss man eine Vorstellung von Raum und Zeit des Fortgangs haben. Das heißt, wir können nicht an Restitution denken, ohne an die Wunden zu denken, die durch Enteignung zu den jeweiligen Zeitpunkten zugefügt wurden, ebenso wie an die Gewalt, die mit epistemischer, materieller oder menschlicher Entbehrung und Zerstörung einhergeht, wie wir sie im anglophonen Kamerun, in Palästina, in Myanmar oder in Kolumbien erleben. Wir können Restitution nicht auf die Rückgabe von Objekten reduzieren, während die Menschen, die diese Objekte erhalten sollen, weder den Luxus haben, zu atmen, noch das Land besitzen, auf dem sie ihre Samen anpflanzen können, oder der Unterkunft, in der sie Schutz suchen, beraubt sind. Wie können wir also über Restitution in einem Kontext nachdenken, in dem sich Zeit und Raum nicht nur verändert haben, sondern noch prekärer geworden sind und die Grausamkeit der Kolonialität andere Formen angenommen hat?
Mit dem Projekt FOR THE PHOENIX TO FIND ITS FORM IN US. Zu Restitution, Rehabilitierung und Entschädigung widmet sich SAVVY Contemporary in einer Reihe von Laboratorien, Invocations, Publikationen und Ausstellungen den Verstrickungen der drei Schlüsselthemen Restitution, Rehabilitation und Entschädigung als Möglichkeit, über bloße Rückgabe hinauszugehen. Gemeinsam mit Künstler*innen, Schriftsteller*innen und anderen Intellektuellen und Aktivist*innen wollen wir über Vorstellungen von Wiederherstellung nachdenken – nicht nur der Subjekte/Objekte, die Gemeinschaften und Orten weggenommen wurden, sondern auch der Gemeinschaften und Orte, die in einem Zustand kultureller und psychologischer Entbehrung existieren mussten. DIe Konsequenz daraus ist, jede Form der Wiederherstellung als eine Möglichkeit der Reintegrierung und Rehabilitation zu denken. Dabei ist zu bedenken, dass Wesen, die einst heraus- und weggenommen wurden, wieder in Systemen unterzubringen sind, die sowohl zeitliche als auch räumliche Veränderungen erfahren haben.
Dabei ist es von Bedeutung, auch den Zusammenhang zwischen der gewaltsamen Beschlagnahmung von Subjekten/Objekten, ihrer Lagerung in ethnographischen Museen in Europa und Nordamerika und der Zerstörung von technologischen Traditionen und damit des technischen und kulturellen Erbes vieler Orte im Nicht-Westen bedenken. Die Erkenntnis, dass spirituelle Entitäten zerstört werden, wenn sie in ethnografischen Museen eingesperrt sind, führt zur Einsicht, dass hier auch Technologiegeschichte zerstört wurde und wiederhergestellt werden muss.
Mit diesem Projekt beabsichtigen wir, die Restitutionsdebatte im deutschen und internationalen Kontext von einer anderen Position aus zu beleuchten und für eine stärkere Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven und Stimmen einzutreten. Indem wir die Rolle der europäischen Institutionen und ethnologischen Museen kritisch hinterfragen und betrachten – und dabei genau die politischen, ökonomischen und institutionellen Kontexte untersuchen, in denen sich diese Organisationen befinden–, wollen wir die Machtstrukturen, die Asymmetrien und die kolonialen Kontinuitäten innerhalb des Diskurses genauer betrachten. Wir setzen uns mit den Möglichkeiten auseinander, den gegenwärtigen Diskurs mit verorteten Überlegungen zu Fragen der Rehabilitierung und Wiedergutmachung zu verkomplizieren, in dem wir die Perspektiven von Künstler*innen, Aktivist*innen und engagierten Gemeinschaften mit denen von Wissenschaftler*innen, Forscher*innen und Institutionen zu verschränken: um eine Plattform für eine dezentrale Diskussion zu bieten, die in der Lage ist, Stimmen und Positionen über Geografien und disziplinäre Perspektiven hinweg einzubeziehen.
Listen to Things
More often than Beings,
Hear the voice of fire,
Hear the voice of water.
Listen in the wind,
To the bush that is sobbing:
This is the ancestors, breathing.
Künstlerische Leitung Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
KURatIon Elena Agudio, Arlette-Louise Ndakoze
KURATORIsche Assistenz Kelly Krugman, Lili Somogyi
TECHNIk Mudassir Sheikh
Praktikum Lia Milanesio
MANAGEMENT Lynhan Balatbat-Helbock, Lema Sikod
KOMMUNIkATION Anna Jäger
Ton Turi Agostino
LIVE-STREAMING Ranav Adhikari, Johannes Luke Schneider
Kamera Joanna Piechotta, Caroline Bertram
Licht-design Gretchen Blegen
KOLLABORATION Dieses SAVVY Contemporary-Projekt findet in Zusammenarbeit mit Jameel Arts Center, Dubai und ifa Gallery Berlin statt.
Förderung Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, Art Jameel und ifa Gallery Berlin. Michael Rakowitz’s Installation “The invisible enemy should not exist” wird durch die freundliche Unterstützung der Galerie Barbara Wien ermöglicht.
