Today, I Broke your Solar System.
On Partition and Partitura

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung | Photo: Raisa Galofre
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung | Photo: Raisa Galofre
Rosalyn D
Rosalyn D'Mello | Photo: Raisa Galofre
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung & Mazhar Zaidi | Photo: Raisa Galofre
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung & Mazhar Zaidi | Photo: Raisa Galofre
Chantal Edie | Photo: Raisa Galofre
Chantal Edie | Photo: Raisa Galofre
Hanan Toukan & Antonia Alampi | Photo: Raisa Galofre
Hanan Toukan & Antonia Alampi | Photo: Raisa Galofre
Sarathy Korwar | Photo: Raisa Galofre
Sarathy Korwar | Photo: Raisa Galofre
Meenu Gaur | Photo: Raisa Galofre
Meenu Gaur | Photo: Raisa Galofre
Salma Siddique | Photo: Raisa Galofre
Salma Siddique | Photo: Raisa Galofre
Arkadi Zaides | Photo: Raisa Galofre
Arkadi Zaides | Photo: Raisa Galofre

It takes a lot of work to remember we are nothing.
What has history given us but a fickle home? A legacy
of bloodied men. What´s a nation to the sky? Some other wood
to call ours, some other snippet of cloud to pretend we own.

Fatima Asghar, If They Come for Us, 2018

We are all Godspeed, but no more or less
so than any other aspect of the universe,
Godspeed is all there is - all that
Changes. Earthed is all that spreads
Earth life to new earths. The universe is
Godspeed. Only we are Earthseed. And the
destiny of Earthseed is to take root among
the stars

Octavia Butler, The Parable of the Sower, 1993

Diese lange Nacht des Nachdenkens über Partition und Partitura nimmt dieTeilung zwischen Pakistan und Indien als Ausgangspunk. Sie führte zur Unabhängigkeit Ost- und Westpakistans vom kolonialen Großbritannien und dazu, dass ungefähr 14 Millionen Menschen in die Migration gezwungen wurden, auf der Flucht vor ethnischer Säuberung, Vergewaltigung, Massenmord. Dieses historische Ereignis ist bis heute eine der größten Zwangsmigrationen in der Geschichte der Menschheit. Das Herbeiführen von Teilungen, die zur Migration führen oder auf diese reagieren, von Grenzen, Mauern, Grenzen, Zäunen, Barrieren – seien diese physisch oder immateriellen– durchquert Kulturen, Zeiten und Regionen.

 

Vom antiken griechischen Talos-Mythos – wie ihn Apollonius von Rhodos erzählt,  einem beinahe unverwundbaren Bronze-Riesen, der von Zeus nach Kreta geschickt wurde, um Europa zu schützen, indem er die Küste der Insel entlangwanderte, begeben wir uns zum EU-Projekt Talos. Diese derzeit ins Auge gefasste Methode zur Stärkung der Grenzsicherheit setzt autonome Roboterfahrzeuge ein. Trotz der Einführung neuester technologischer Überwachungs- und Kontrollsysteme werden immer wieder auch neue physische Mauern errichtet und durchgesetzt: von der Grenze zwischen Syrien und der Türkei –unter europäischem Druck – bis zu den verstärkten Mauern und Zäunen entlang der Grenze zwischen den USA und Mexiko, um nur einige zu nennen.

 

An vielen Orten der Welt töten sich Brüder und Schwestern aufgrund von vermeintlichen oder konstruierten Unterschieden. Grundlegende Menschenrechte werden der Mehrheit der Weltbevölkerung verweigert, Menschen werden im Meer sterben gelassen, andere verhungern, sind inhaftiert oder obdachlos. Die verheerende Zukunft, die Octavia Butler in The Parable of the Sower entworfen hatte, in der sich kleine privilegierte, eingemauerte Gemeinschaften vor einer Welt schützen, in der Armut nur Gewalt und Zerstörung hervorgebracht hat, scheint kein reines Produkt der Vorstellungskraft zu sein, sondern bereits zahlreiche Entsprechungen in unserer Gegenwart und Vergangenheit zu finden.

 

Wir möchten uns einen Moment Zeit nehmen, um uns auf das zu konzentrieren, was den politischen Impuls zum Teilen und Herrschen antreibt. Ebenso wichtig ist es uns aber, auch darüber nachdenken, welche andere Gegenwart wir uns vorstellen könnten, wenn wir die Teilung auf den Kopf stellen würden. Was wäre, wenn Partitionen, diese fortwährenden Umverteilungen von Teilen, nur als Etymologien anderer Wörter, von Partitas (von der italienischen Partitura), übrig blieben, um stattdessen fortbestehen als Partituren, Klangräume, transnationale Klänge oder Klänge, die Nationen vergessen und überwunden haben, die sich in porösen Zwischenräumen ausbreiten? Können Partitionen zu Konjunktionen und diese zu  Ausrichtungen werden? Wenn eine Teilung zur Partitura wird, kann sie dann auch als Polyphonie existieren? In dieser Langen Nacht laden wir Dichter*innen, Geschichtenerzähler*innen, Gelehrte, Sänger*innen, Musiker*innen und Filmemacher*innen ein, auf diese Überlegungen zu antworten.

 

Der Titel der Veranstaltung ist inspiriert von Fatima Asghars Gedicht "Pluto Shits on the Universe" (in: If They Come for Us, 2018).

Sara Abbas | Photo: Raisa Galofre
Sara Abbas | Photo: Raisa Galofre
Sinthujan Varatharajah | Photo: Raisa Galofre
Sinthujan Varatharajah | Photo: Raisa Galofre
Ebow | Photo: Raisa Galofre
Ebow | Photo: Raisa Galofre
Ebow | Photo: Raisa Galofre
Ebow | Photo: Raisa Galofre
Madhuri Chattopadhyay, Ashraf Sharif Khan & Indranil Mallick   | Photo: Raisa Galofre
Madhuri Chattopadhyay, Ashraf Sharif Khan & Indranil Mallick | Photo: Raisa Galofre
Daud Haider & Behram Sidhwa | Photo: Raisa Galofre
Daud Haider & Behram Sidhwa | Photo: Raisa Galofre
Ananya Jahanara Kabir | Photo: Raisa Galofre
Ananya Jahanara Kabir | Photo: Raisa Galofre
Ashish Avikunthak | Photo: Raisa Galofre
Ashish Avikunthak | Photo: Raisa Galofre
Abhishek Nilamber | Photo: Raisa Galofre
Abhishek Nilamber | Photo: Raisa Galofre