Residing in the Borderlands
Monatliche Filmreihe: Take I 27.04.2019 19:00
Mit Ali Moraly
Eintritt Frei – Spenden erwünscht
Wir freuen uns, Sie zu unserer neuen monatlichen Filmreihe Residing in the Borderlands einladen zu können. Für Take I werden wir von Ali Moraly begleitet, der uns einladen wird, Audio-Zuschauer*innen zu werden und neue Beziehungen zwischen Klang und Bild durch eine Auswahl von Filmen zum Thema Fantasy und Repräsentation zu erkunden. Der Vorführung folgt eine Diskussion mit Ali, der die folgenden Filme auswählte:
__How to Make a Refugee (1999). Phil Collins. 12 min. Mit einer musikalischen Intervention von Ali Moraly.
__Close-Up (1990). Abbas Kiarostami. 1hr 40mins. Farsi mit englischen Untertiteln.
Auf unsere Einladung, einen Film zu zeigen, dachte Ali Moraly sofort an Phil Collins "How to Make a Refugee", von dem er erst einige Tage zuvor in einem Vortrag von Thomas Keenan gehört hatte. Ali war beeindruckt davon, wie klar der Film die narrativen Praktiken dokumentiert, durch die "Refugeeness" konstruiert wird. Obwohl er im Allgemeinen Fragen zu seinen Erfahrungen satt hat, sah er in diesem Film die Möglichkeit, in eine Erzählung einzugreifen, die ihm oftmals aufgedrängt wird. Wir werden den Kurzfilm mit einer neuen Komposition von Ali zeigen, die er für diesen Anlass geschrieben hat.
In Abbas Kiarostamis "Close-Up" verflechten sich Fiktion und Realität. Der Regisseur wechselt zwischen zwei Erzählweisen, in denen er der Geschichte von Hossain Sabzian, der sich als der berühmten Filmemacher Mohsen Makhmalbaf ausgegeben hatte und deshalb wegen Betrugs angeklagt wurde, folgt oder diese nachstellt. Kiarostami entschied sich für die Besetzung mit den tatsächlich beteiligten Parteien, einschließlich des Drehs der Gerichtsverhandlung, womit er Fragen nach der Fähigkeit des Kinos aufwirft, zu beinflussen, wie man in der Gesellschaft wahrgenommen wird. Eines der Ziele dieser Reihe ist es, zu erkunden, wie wir uns durch die Stadt bewegen und wie unsere eigenen Fantasien und Prognosen über unsere Zukunft unsere Position innerhalb der Stadt verschieben können. Daher freuen wir uns, die Serie mit diesem Klassiker von Kiarostami zu beginnen!
Zum Start der Reihe werden wir eine Mahlzeit von Patrick Schabus anbieten – es wird gemunkelt, dass es sein unnachahmliches transylvanisch-sächsisches Schweinegulasch geben wird.
ALI MORALY ist ein in Berlin lebender Geiger, Komponist, Musiklehrer und Schriftsteller. In Damaskus geboren, studierte er dort am Musikinstitut und absolvierte darüberhinaus ein Masterstudium an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Er wurde beauftragt, Stücke für die documenta14 in Kassel, das Staatstheater Oldenburg und das BACHfest 2018 in Tübingen zu komponieren. Er ist im gesamten Nahen Osten, in Europa und in den Vereinigten Staaten aufgetreten.
Unsere monatliche Filmreihe RESIDING IN THE BORDERLANDS versucht, eine neue Kartographie von Berlin durch diasporische Perspektiven zu entwerfen. Im Rahmen unseres diasporischen "place-making", also des Prozesses sich kontinuierlich einen Raum zu erschließen und zu gestalten, werden wir verschiedene Filmwelten untersuchen und dabei sowohl das Visuelle wie das Klangliche berücksichtigen. Durch das filmische Erleben versuchen wir eine andere Daseinsweise zu erreichen, wobei wir Film als eine Art der Bewegung begreifen, die uns in zuvor unvorstellbare Zukünfte zu treiben vermag.
Zu diesem Zweck laden wir zwölf Gäste aus verschiedenen diasporischen Communities und unterschiedlichen Berufsfeldern ein (sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kultursektors), einen Film zu auszusuchen, der ihre Erfahrungen in der Stadt widerspiegelt. Wenn wir die diasporische Polyphonie, in der wir leben, zu Tage fördern, werden Räume, die uns sonst nur als Fassade am Rande unserer peripheren Sicht erscheinen, zu konkreten Orten, die von den Erfahrungen der Individuen, die sie bewohnen, verkörpert werden.
KURATORinnen Pia Chakraverti-Wuerthwein, Eirini Fountedaki
KOORDINATION Jörg-Peter Schulze
KOMMUNIKATION Anna Jäger
GRAPHIKDESIGN Ola Zielińska
Die Filmreihe wird von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert.