UNTRAINING THE EAR: LISTENING SESSION N°3

Mit den UNTRAINING THE EAR: LISTENING SESSIONS präsentieren wir Übungen zur Entschlüsselung von Klängen jenseits ihrer kontextuellen Zugehörigkeit zu Geographie, Genre und Werten der Identität. Es ist ein Versuch 'II' [Pause] zu drücken um den täglichen Sturm der Schallvibrationen anzuhalten und ein Aufruf, das Gehör jenseits des Hörens zu untersuchen und anzufangen ZUZUHÖREN. Das vorgeschlagene Format entsteht in einer grundlegenden Untersuchung der Modi und Möglichkeiten des Zuhörens. Wir halten es für dringend notwendig, postkoloniale Diskurse zu überdenken und neu zu formulieren, sowie die Beziehungen zu hybriden, zeitgenössischen Klangidentitäten und unserer polykulturellen Zeit zu erforschen.

Der Deutschlandfunk Kultur wird durch die Auftraggabe neuer Werke und das Echo selten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlter und im Kunstraum uraufgeführter Werke zum "unmittelbaren, immateriellen und transportablen Ausstellungsraum", der das Hören zwischen Radiofrequenzen, Zeit- und Sprachlinien suggeriert. Um zu kontextualisieren, wie wir in der heutigen Welt zuhören, müssen wir auch die klanglichen Referenzen der Vergangenheit abspielen. Wir werden die Archive unbeachteter Komponist*innen navigieren, um ihre Beiträge neu zu indexieren und andere mögliche Genealogien und Erzählungen zu schaffen.

Für die dritte Listening Session BUT REALITY HAS NO SYNONYMS laden wir Lucrecia Dalt und Regina De Miguel ein, um mit Hilfe der extra-musikalischen und extra-sonischen Quellen der Sprache Wege zu erkunden, wie man die Verstrickungen von Lebensformen zum Ausdruck bringen kann. Sie schlagen eine transtemporale Art des Zuhörens vor, wobei der Schwerpunkt auf einem transkulturellen Dialog bzw. auf Themen und Konflikten liegt, die Kulturen und Geographien überspannen.

In dem Versuch, das 'Ohr zu enttrainieren', entwickeln wir einen alternativen Weg, um Musik, Klang und Lärm zu hören. Durch dieses Programm wird SAVVY Contemporary zu einer Live-Hörstation und Deutschlandfunk Kultur zu einem explorativen, sonoren 'Ausstellungsraum', der das Publikum zu einer Auseinandersetzung mit Klangkulturen einlädt.

Hören mit und auf Lucrecia Dalt und Regina De Miguel - eine Notiz der Künstlerinnen:

"Für unsere Teilnahme an UNTRAINING THE EAR, LISTENING SESSION N3 bei  SAVVY Contemporary, werden wir mit dem Ausstellungsraum arbeiten und ihn als eine Kapsel betrachten, von der aus wir unbekannte oder feindliche Territorien erforschen, die mit den Geographien der Gewalt im extraktiven Raum des Imaginären verbunden sind, und die eng mit kulturellen und technologischen Mechanismen der Repräsentation verknüpft sind. Es ist eine Kapsel, die in einer sich selbst entfremdeten Blackbox als spekulative Alternative zur uns bekannten Welt entsteht. Ausgehend von der Anomalie des Raumes, angetrieben vom Verlangen, bildet sie eine Art geheime Landschaft. Ein Ort, an dem Perspektiven aufeinander treffen. Eine Abkürzung, eine Verschiebung. Ein Raum des Übergangs in eine andere Welt, so etwas wie ein schwarzes Loch, das einen nicht nur transportiert, sondern auch verwandelt.

Wir spielen mit verschiedenen Schichten sonorer Annäherungen und verweisen auf Fetisch als die intime und distanzierte Halluzination, die territoriale Konventionen verzerrt. Wir werden einen Öffnungsprozess vorschlagen, indem wir jene Bereiche aufzeigen, die unbemerkt bleiben, Orte, an denen andere Spekulationen versteckt sind, Falten in der Materie, die durch Präsenzen, Impulse, Materialien, Beschwörungen, die einen trans-subjektiven Charakter hervorrufen können, lebende und nicht-lebende Wesen, organischen und anorganischen, relationalen Anomalien entstehen. Wir werden den Fetisch fetischisieren und an das körperliche Unbewusste und die Magie appellieren, in einem Kreislauf von Aktion und endloser Reaktion ohne Anfang und Ende, in dem Reaktionen wichtiger sind als anfängliche Aktionen, "wir werden nicht danach streben, jenes Geheimnis zu enthüllen, dessen Enthüllung es zerstören würde."

LUCRECIA DALT 1980 in Pereira, Kolumbien geboren und heute in Berlin ansässig, ist als Musikerin, Klangkünstlerin und Radioproduzentin international bekannt. Ihre insgesamt sieben Alben - seit ihrem Debüt 2005 - umfassen die zwei Klangwelten der intelligenten Avantgarde und der zeitgenössischen elektronischen Musik, wobei sie Einflüsse aus ihrem akademischen Hintergrund als Bauingenieurin sowie Musik und Philosophien aus aller Welt einfließen lässt.

REGINA DE MIGUEL 1977 in Málaga, Spanien geboren und in Berlin ansässig, arbeitet als Künstlerin durch kritische und interdisziplinäre Vermittlung in Prozessen und Konvergenzen, die auf die Produktion hybrider Objekte und Wissen ausgerichtet sind. Einzelausstellungen in: Aura Nera, Santa Mónica, Barcelona, 2016; Ansible, Maisterravalbuena Gallery, Madrid, 2015; All knowledge is enveloped in darkness, Kunsthalle Sao Paulo, 2014; Nouvelle Science Vague Fiction, General Public, Berlin 2011, und El aire aún no respirado, MUSAC, León 2008.

    UNTRAINING THE EAR Listening Session N° 3 | Photo by Patrik Bablo
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