HISTORICAL CHILDREN:
WIEGENLIEDER ÜBER WUNDEN UND WUNDER
Ein kurzes Innehalten – zum Durchatmen, Sammeln, um die Übelkeit, die Tränen, die Wut herauszulassen, Grimassen in Gesten der Solidarität und Schreie in revolutionäres Perreo zu verwandeln.
Die brutalen Kürzungen und die (Nicht-)Vision der Regierung für eine (Un-)Zukunft der Stadt Berlin haben uns schwer getroffen. Nach Jahren des mühsamen Überlebens und in einem zunehmend gefährlichen politischen Klima für zahlreiche Gemeinschaften ist es schockierend zu sehen, wie viele kulturelle, soziale und pädagogische Räume der Inklusion, Vielfalt und Antidiskriminierung nach diesen Plänen innerhalb der nächsten 5 Wochen schließen müssen. Unter ihnen sind Zentren für Kinder und Jugendliche in marginalisierten Stadtvierteln unverhältnismäßig stark betroffen. Diese Kürzungen werden uns alle treffen, und zwar für lange Zeit.
In den letzten Monaten haben wir in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendinitiativen eine Ausstellung vorbereitet, um ihre Perspektiven, Visionen und Stimmen in das Gespräch einzubringen. Die jungen Menschen, mit denen wir arbeiten, kommen oft aus marginalisierten Gemeinschaften und leben bereits unter prekären Bedingungen, da es ihnen an struktureller und finanzieller Unterstützung fehlt. Wir sind schockiert und zutiefst erschüttert über die jüngste Entscheidung des Staates, noch mehr Mittel aus Initiativen zu streichen, die diesen Kindern wichtige physische, emotionale und spirituelle Unterstützung bieten. Diese Entscheidung hat schwerwiegende Auswirkungen auf einen Bereich, der bereits damit kämpft, die grundlegendsten Bedürfnisse dieser Kinder zu erfüllen.
Daher haben wir beschlossen, die Eröffnung um einen Tag zu verschieben, um dem Schock und der Trauer Raum zu geben und uns an den Protesten zu beteiligen, die am Freitag, der eigentlichen Eröffnung, stattfinden und für eine gerechte Finanzierung und Unterstützung von Kulturräumen, Bildungseinrichtungen und gemeinnützigen Organisationen kämpfen, die die Vielfalt unserer Gemeinschaften in der Stadt fördern.
Die verschobene Eröffnung findet nun am 30.11.2024 um 16:00 Uhr statt. Die Eröffnung ist nicht als Anlass zum Feiern gedacht, sondern vielmehr als Raum, um zusammen zu sein, Allianzen zu bilden, Strategien für die Zukunft zu entwickeln und auch, um diesen wunderbaren Kindern zu zeigen, wie wichtig sie uns sind. Wir wollen von und mit ihnen gemeinsam etwas über ihre Rechte und Handlungsspielräume lernen.
Dieser Moment erfordert kollektives Nachdenken, Stärke und Handeln. Es ist wichtig, dass wir unsere Stimmen erheben und zusammenstehen, um sicherzustellen, dass die Zukunft der Räume offen, inklusiv und für alle zugänglich bleibt. Wir laden Euch ganz herzlich zur Eröffnung ein, bei der wir in dieser Zeit des Widerstands zusammenkommen können, um Räume zu schaffen und zu pflegen, die wir so dringend brauchen – Räume, die gefährdet sind, aber lebenswichtig für die Förderung von Verbindung, Kreativität und Solidarität. Kommt und schließt Euch uns an, um nuestros gritos en perreo revolucionario zu transformieren, unsere Schreie in revolutionären perreo zu verwandeln.
RECHERCHE–, AUSSTELLUNGS– UND generationenübergreifendes PROJEKT
AUSSTELLUNG
ERÖFFNUNG 30.11.2024 16:00
Mit einem DJ-Set von Radiovampiro um 18:00
ZU SEHEN 01.12.2024–24.01.2025 Donnerstag–Sonntag 14:00–19:00
MIT Arbeiten von Kindern und Jugendlichen, die an den Workshops teilnehmen, und Arbeiten der Künstler:innen Adel Abidin • Saadia Batool • Tentative Collective • Susana Pilar Delahante Matienzo • Irene Fernández Arcas with Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit WIM e.V. • Laura Fong Prosper • Mariana Garcia Mejia and Company • JUMU in Zusammenarbeit mit Arthur Sohoian • Sara Khan • Mizi Lee • Gulnur Mukazhanova • COLONIAL NEIGHBOURS (Vivian Ngozi Aghamelu, Rosemary Esinam Damalie, CTPC Productions) • Duy Nguyen • Sina Seifee • und einer Archivauswahl von ProNATs e.V. und The Concerned For Working Children
Kollaborierende INITIATIVEN Orta Okul • Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit WIM e.V. • Eltern von besonderen Kindern (EvbK) • RomaMoMA Nomadic Library – a collaboration with the European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC), &&
WORKSHOPS MIT Venuca Evanán • Valentina Karga • Dudù Kouate • Leila Boukarim & Asaf Luzon • Mizi Lee mit Y-Thanh Võ, Julius Nägele &&
Freier Eintritt Spenden erwünscht
Besuch SAVVY ist mit dem Rollstuhl zugänglich
VERANSTALTUNGEN & WORKSHOPS
14.12. 2024 15:00–18:00
WORKSHOP [TBC]
11.01.2025 11:00–14:00
The Symphony of Abandoned Objects INSTRUMENTenBau–WORKSHOP
Mit Dudù Kouate
26.–25.01.2025
INVOCATIONS
SAVVY TOUREN DURCH DIE AUSSTELLUNG
01.12.2024 15:00 Englisch Mit Hajra Haider Karrar
15.12.2024 16:00 Englisch Mit Lili Somogyi
04.01.2025 16:00 Englisch Mit Lili Somogyi
09.01.2025 15:00 Polnisch Mit Ola Zielińska
11.01.2025 15:00 Spanglisch Mit Manuela García Aldana
12.01.2025 15:00 Urdu Mit Hajra Haider Karrar
24.01.2024 17:00 Spanisch Mit Daniellis Hernandez Calderon
&& Tours auf Romani, Deutsch, und weitere werden im Januar folgen.
Einladung für Junge MenscheN
Wir laden Euch alle ganz herzlich zu einer Ausstellung und einem Projekt über die Kindheit bei SAVVY ein. Wir glauben, dass es für Kinder und Jugendliche wichtig ist, ihre Fantasie und Kreativität ohne Angst zu nutzen. Wenn Kinder die Möglichkeit haben, sich frei auszudrücken, werden sie ihre einzigartigen Geschichten und Ideen teilen. Wir wissen, dass das Aufwachsen je nach Herkunft, Wohnort und den Herausforderungen, die der Umzug der Familie in ein neues Land mit sich bringt, unterschiedlich sein kann. Durch dieses Ausstellungsprojekt für Kinder und junge Erwachsene hoffen wir zu verstehen, wie junge Menschen ihre Welt erleben und wie sie sich an ihre Vergangenheit erinnern, über ihre Gemeinschaften nachdenken und sich vorstellen, wohin sie gehören.
Dieses Projekt ist ein Versuch, junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre Geschichten zu erzählen, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen, ihre Kreativität und ihr politisches und soziales Engagement zu würdigen und ihnen den Raum zu geben, wichtige Ideen auf eine Weise zu erforschen, die für sie von Bedeutung ist. Durch unterhaltsame und interaktive Aktivitäten wie Zeichnen, Geschichtenerzählen, Fotografie, Karaoke, Musik und Theater haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich auszudrücken und ihre Geschichte und Träume zu erforschen. Wir möchten, dass dies ein Raum ist, in dem Kinder ihre Freude, Fantasie und Kreativität mit anderen teilen können, um ihre einzigartigen Perspektiven hervorzuheben und einen Raum für Solidarität, Respekt, Fürsorge und Beziehungen zwischen verschiedenen Generationen zu schaffen.
Schon lange vor der Eröffnung der Ausstellung haben wir mit jungen Menschen zusammengearbeitet, um Werke zu schaffen, die in der Ausstellung gezeigt werden. Wir werden weiterhin Workshops mit verschiedenen Gruppen von Kindern veranstalten, die immer wieder Neues gestalten können, das dann ebenfalls in die Ausstellung aufgenommen wird. Kommt alle und macht mit!
Konzept
Wie stellen wir uns die Zukunft einer Gesellschaft vor, die darum kämpft, sich zu dekolonisieren? Wie werden wir uns an die Vergangenheit erinnern, wie die Gegenwart verstehen? Wie können wir die Erwartungen und Ideen gegenwärtiger und kommender Generationen für eine ersehnte Zukunft stärken?
Das einjährige Programm TRANSITIONS von SAVVY Contemporary begreift koloniales Erbe und Dekolonisierung als Fakten und weist uns auf Praktiken des Übergangs hin. Die vierte Ausstellung und das letzte Segment ist HISTORICAL CHILDREN: LULLABIES FROM WOUNDS TO WONDER. Es beschäftigt sich mit der Rolle von Kindern und Jugendlichen beim Nachdenken über und Imaginieren von Dekolonisierung.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendinitiativen. Wir denken und arbeiten zusammen, indem wir die komplexe Vorstellung von Kindheit hinterfragen und sie als eine Position anerkennen, die sich zwischen Abhängigkeiten, Wechselbeziehungen und fehlender Unterstützung bewegt. Indem wir die Komplexität dieses Begriffs in verschiedenen Graden des Erwachsenseins und der Mutterschaft erleben und erfahren, erkennen wir an, wie jeder dieser Begriffe von rassifizierten und sozialen Hierarchien sowie familiären Traumata diktiert wird und wie Angst und Selbstzensur eingeimpft werden. Diese Zusammenarbeit ist ein Versuch, die Vorstellungskraft und die Handlungsfähigkeit eines jungen Geistes ohne Hemmungen zu aktivieren, damit dieser weiterhin frei auf Anregungen reagieren kann und mit vielfältigen Ausdrucksformen ausgestattet ist.
Wir denken über die Konstruktionen von Erinnerung, Gedächtnis, Gemeinschaftssinn und Heimat nach, die ein Kind oder ein junger erwachsener Mensch wahrnimmt und sich vorstellt. Wir konzentrieren uns besonders auf diejenigen, die darum ringen, diasporische Vorstellungswelten zwischen dem Ort der Herkunft und dem durch die Umstände gewählten oder aufgezwungenen Ort in Einklang zu bringen. In diesem Prozess weiten wir unseren Blick auf die Geschichte der Widerstandsbewegungen von Kindern und deren transnationale Resonanzen und Verbindungen sowie auf die bestehenden Praktiken und Strategien des Geschichtenerzählens als Wiederaneignung, Neuerzählung von Geschichten und auf die Macht der Freude als Werkzeug des Widerstands bei der Entwicklung neuer Vorstellungswelten.
Ein reiches Erbe an Traditionen und Kulturen erhält Erzählungen und Vermächtninsse – insbesondere von marginalisierten und unterdrückten Gemeinschaften –kontinuierlich durch sprachliche, klangliche, literarische und performative Rituale aufrecht. Wir interessieren uns bei diesem Projekt ebenfalls für die Klänge und Lieder des Widerstands, die von Jugendbewegungen in ihrem Kampf um die Durchsetzung ihrer Rechte hervorgebracht wurden. Diese Praktiken werden entwickelt, um historischen und aktuellen Auslöschungen entgegenzuwirken, wozu auch die Erfahrung von Vertreibung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zählt, und um die Last von Traumata zu tragen, die über Generationen weitergegeben werden.
Mit diesem Projekt stellen wir uns die Fragen: Wie steht es um die ethische und politische Handlungsfähigkeit von Kindern und jungen Erwachsenen in der heutigen Zeit? Welche Ideen werden entwickelt, was wird gelernt? Und was wird nie gelernt? Mit interaktiven und partizipatorischen Aktionen durch bildende Kunst und Kunsthandwerk, das geschriebene Wort, mündliche Zeugnisse, akustische und instrumentale Traditionen, Medienformate wie Film und Fotografie, Theater und andere verkörperte Praktiken des individuellen und kollektiven Geschichtenerzählens inszenieren wir HISTORICAL CHILDREN: LULLABIES FROM WOUNDS TO WONDER. Es handelt sich um eine Ausstellung und eine Reihe von Auftragsarbeiten für Kinder und junge Erwachsene, bei denen Kreativität und Geselligkeit zu einer Methode der Übermittlung von Erzählungen werden, die es den Kindern ermöglichen, ihre Politik darzustellen. Bereits vor der Eröffnung der Ausstellung haben wir begonnen, mit den Jugendlichen zu arbeiten, deren Werke in die Ausstellung aufgenommen werden. Während der gesamten Dauer der Ausstellung werden weiterhin Projekte von Kindern & Jugendlichen produziert und kontinuierlich in die Ausstellung aufgenommen.
Ein Grosses Dankeschön An
den Projektraum Galerie M für die Bereitstellung von Räumlichkeiten und die Unterstützung bei der Durchführung des Workshops mit Irene Fernández Arcas und der Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit WIM e.V.
Najib Abidi für die Ermöglichung und Unterstützung der Teilnahme von Arthur Sohoian an der Wandmalerei mit JUMU
&& an alle teilnehmenden Kinder & Jugendlichen für ihr Vertrauen, ihre Kreativität, ihre Großzügigkeit und ihre sehr präzisen Snackwunschlisten!
Team
Künstlerische Leitung Renan Laru-an
KONZEPT Hajra Haider Karrar, Daniellis Hernandez Calderon, Lili Somogyi
KURATION Hajra Haider Karrar, Daniellis Hernandez Calderon,
Programm-Kuration Manuela Garcia Aldana, Lili Somogyi
ProjeKT-KoordinatiOn Matthew Hansen
PRODUKTIONSLEITUNG & SZENOGRAFIE Ola Zielinska
ProduKtionsTeam Jessie Omamogho, Dušan Rodić, Nancy Naser Al Deen, Gabriela Guarnizo, &&
Szenografie Nancy Naser Al Deen, Sina Ahmadi
Projektmanagement Grace Baggott, Anna Fasolato
GESAMTMANAGEMENT Lynhan Balatbat-Helbock, Lema Sikod
Kommunikation Anna Jäger
Grafikdesign Juan Pablo García Sossa
Lektorat & Übersetzung Anna Jäger
VIDEO & Ton Bert Günther
Licht Emilio Cordero
SAVVY.doc Sagal Farah
Colonial Neighbours Lynhan Balatbat-Helbock, Matthew Hansen
PRAKTIKUM Srotoswini Sinha
Förderung Das Projekt findet im 15-monatigen Programm TRANSITIONS statt, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird.